punto di vista medicinale

Die Wirkung des Yi-jin-jing-Qi Gong aus medizinischer Sicht

Quelle: "Mehr Energie durch Shaolin-Qi Gong" von Egger, Zwick, Shi Yong Chuan, Knoll

Durch die unphysiologische Lebensweise vieler Menschen in den Industrienationen werden weder die Knochen, noch die Sehnen, Bänder und Muskeln ausreichend belastet. Der westliche Mensch sitzt zu viel im Beruf und macht zu wenig Bewegung. Folgen sind häufig Wohlstandserkrankungen, Rückenschmerzen, flache Atmung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Burnout und Depressionen. Durch eine sanfte und doch effektive Bewegung des Körpers, wie es Shaolin-Qi Gong und die Yi-jin-jing-Übungen gewährleisten, können nachhaltig und spürbar Veränderungen in Körper, Psyche und Geist in Gang kommen. In dieser Form des Qi Gong vereinigen sich Fitness im westlichen Sinne durch den stark körperbezogenen Ansatz der Übungen und Balance im östlichen Sinne. Die Effekte auf den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislauf-System sind ebenso spürbar, wie die Anregung des Energieflusses und die ausgleichend entspannende Wirkung durch die inneren Abläufe und die geistigen Ansatzpunkte des Shaolin-Qi Gong.

Faszien - Geheimnisvolle Welt unter der Haut Quelle: arte.tv.de

Anatomischer Exkurs

Die Muskulatur

Muskeln gehören gemeinsam mit den Knochen und Gelenken zum Bewegungsapparat des Körpers. Während das Skelett für Halt und Form des Körpers und den Schutz der Organe sorgt, dienen die Muskeln gemeinsam mit den Sehnen und Bändern vor allem der Flexibilität und der Beweglichkeit. Skelettmuskeln verbinden zwei Knochen über mindestens ein Gelenk hinweg. Wenn sich ein Muskel verkürzt, zieht er die Knochen aufeinander zu. Muskeln haben nur die Möglichkeit, sich zusammenzuziehen. Um in die Ausgangslage zurückgezogen zu werden, bedarf es eines oder mehrerer Muskel(n) auf der anderen Seite des Gelenks, die eine entgegensetzte Bewegung bewirken. Die Rückenmuskulatur ist in mehreren Schichten aufgebaut, die über dem hinteren Teil des Brustkorbs liegen und zusammenspielen. Ihre Elastizität garantiert auch Freiraum und Beweglichkeit für den Atem Raum. Man nennt sie Antagonisten oder Gegenspieler. Manche Muskeln sind mit mehreren Knochen verbunden, wie etwa der Bizeps (hat zwei Muskelköpfe), der Trizeps (drei Muskelköpfe) oder der Quadrizeps (vier Muskelköpfe). Muskeln stabilisieren auch die Wirbelsäule, halten sie aufrecht und beweglich, z.B. die Rückenstreckmuskeln, die Bauchmuskeln, die Schultermuskeln und die Gesäßmuskeln. Beuge- und Streckbewegungen werden vor allem über die Lendenwirbelsäule und die beteiligten Muskeln ermöglicht. Die einzelnen Muskelzellen der Skelettmuskeln sind in Reihen angeordnet und bilden gemeinsam Muskelfasern. Mehrere Muskelfasern bilden Muskelfaserbündel, die wiederum zusammen einen Muskel bilden und jeweils von Muskelfaszien, dem festen, netzartigen Bindegewebe um Muskeln und Muskelfasern umgeben sind. Skelettmuskeln sind willkürlich steuerbare Muskeln und gewährleisten die Mobilität. Wegen ihres Aussehens unter dem Mikroskop heißen sie auch gestreifte oder quer gestreifte Muskeln. Muskeln dieses Typs findet man aber auch im Zwerchfell, das sowohl willkürlich als auch unwillkürlich bewegt wird. Die Bewegung eines Muskels, das Anspannen oder Zusammenziehen wird durch elektrische Impulse gesteuert, die vom Gehirn oder dem Rückenmark im Inneren der Wirbelsäule ausgesendet und über die Nerven weitergeleitet werden. Ein Netz aus insgesamt 780.000km Nervenfasern, über 100 Milliarden Nervenzellen und 1 Billiarde Kontaktstellen (Synapsen) spielt mit den Botenstoffen des Gehirns zusammen. So gelangen alle nötigen Informationen und Bewegungsimpulse vom Gehirn bis in die entferntesten Körperregionen, zu den Muskeln und Organen und auch retour von den Sinnesorganen etc. ans Gehirn, unsere biologische Schalt- und Datenzentrale. Nicht der willkürlichen Kontrolle unterworfen ist der Herzmuskel. Er bildet eine Sonderform der quer gestreiften Muskulatur. In punkto Steuerung ist er mit den anderen inneren Organen verbunden. Diese bestehen aus der so genannten glatten Muskulatur, die sich vor allem in den Hohlorganen des menschlichen Körpers sowie in den Blut- und Lymphgefäßen befindet. Sie kann sich stärker und ausdauernder als die quer gestreifte Muskulatur zusammenziehen, braucht dazu aber länger. Glatte Muskulatur ist nicht der willkürlichen Steuerung unterworfen. Sie wird über das vegetative Nervensystem bewegt und sorgt z. B. für die Peristaltik im Magen, Darm und in den Harnwegen, reguliert über die Innenwände der Arterien den Blutdruck und ist beteiligt an der Gänsehaut und dem Aufrichten der Härchen auf der Haut.

Der Muskeltonus, der Spannungszustand der Muskulatur entsteht in den quer gestreiften Muskeln durch die abwechselnde Kontraktion (sich Zusammenziehen) einzelner Muskelfasern, in der glatten Muskulatur durch die Dauerkontraktion von Muskelzellen. Der Muskeltonus muss hoch genug sein, um gegen die Schwerkraft arbeiten zu können, aber auch niedrig genug, um weiche und gezielte Bewegungen zu ermöglichen. Eine starke Tonuserhöhung bezeichnet man als Muskelkrampf. Eine Senkung des Tonus ist z.B. durch dehnende Körperübungen möglich. Die Bewegungen der Muskeln unterstützen auch den Blutkreislauf. Dieses Phänomen wird Muskelpumpe genannt. Durch das An- und Entspannen der Muskulatur bei der Bewegung werden die nahe gelegenen Venen immer wieder komprimiert. Das führt zu einem verbesserten Rückfluss des Blutes zum Herzen. Durch Bewegungsmangel, langes Sitzen oder einen Gipsverband kann die Muskelpumpe beeinträchtigt werden oder ganz ausfallen. Dadurch wird der Blutfluss in den Beinvenen vermindert, was zur Entstehung von Blutgerinnseln (Thrombosen) führen kann.

Jeder gesunde Mensch besitzt über 600 willkürliche Muskeln. Bei Männern machen sie etwa 40%, bei Frauen 30% der Körpermasse aus. Im Laufe des Alters nehmen die Muskelmasse ab und der Körperfettanteil meist zu. Der Abbau der Muskelmasse hat auch eine Abnahme der Körperkraft zur Folge. Wie muskulös ein Mensch ist, hängt mit dem Lebensstil zusammen. Durch geringe Bewegung im Alltag und eine zu kohlehydrat- oder fettreiche Ernährung sind Menschen in Industrieländern deutlich weniger muskulös als Menschen in Naturvölkern. Die Muskeln sind durch Sehnen mit den Knochen verwachsen. Für die bewegliche Verbindung zwischen den Knochen sind die Bänder zuständig. Je elastischer Muskeln, Sehnen und Bänder sind, desto beweglicher ist der Mensch. Elastische Knochenverbindungen können auch einer Gelenksabnützung vorbeugen.

Sehnen und Bänder

Muskeln sind durch Sehnen als Kraftüberträger mit den Knochen verbunden. Sehnen bestehen aus festem biegsamem kollagenem Bindegewebe. Die Bindegewebsfasern laufen nebeneinander und sind fest untereinander verbunden sowie gebündelt. Die Fasern der Sehnen liegen parallel zur Zugrichtung. Sie sind mit den Muskelfasern verwachsen und setzen bei den Knochen an aufgerauten Bereichen oder Vorsprüngen an. Man unterscheidet die so genannten Sehnenhäute, flache, dünne, breite und hautähnliche Sehnen, meist an flachen Muskeln, und die eigentlichen Sehnen. Sie sind rundlich und strangförmig. Die stärksten Sehnen des menschlichen Körpers sind die Patellarsehne (das Kniescheibenband) und die Achillessehne. Besonders lange Sehnen verlaufen in Sehnenscheiden, um schädigende Reibung zu vermeiden. Sehnenscheiden sind Röhren aus zwei Hautschichten, zwischen denen sich Flüssigkeit befindet. Die so entstehende Gleitfläche vermindert die Reibung zwischen der Sehne und dem sie umgebenden Gewebe. An Stellen, wo eine besondere Gefahr für Sehnen besteht, sind zusätzliche Polster, die Schleimbeutel, vorhanden. Die kleinen »Hautkissen« sind mit Flüssigkeit gefüllt und unter der Sehne platziert. Durch die Flüssigkeit wird der Druck der Sehne auf eine größere Fläche gleichmäßig verteilt. Falls es an den Gelenken notwendig ist, die Zugrichtungen der Sehnen zu ändern, sind dafür Bänder vorhanden. Sie verbinden Knochen mit Knochen, während Sehnen die Knochen mit den Muskeln verbinden. Bänder sind dehnbare, faserartige Bindegewebsstränge, die bewegliche Teile des Skeletts flexibel zusammenhalten, die Beweglichkeit aber auch auf ein sinnvolles Maß beschränken. Sie hemmen die Beweglichkeit der Knochen und vermeiden so Überdehnungen von Muskeln und Sehnen. Bänder stabilisieren die Gelenke, festigen und sichern sie, wie etwa die Kreuzbänder das Kniegelenk. Auch die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule werden unter anderem durch Bandverbindungen stabilisiert. Zwischen den Wirbelknochen liegen die elastischen Bandscheiben, flexible faserknorpelige Platten, die aus einem äußeren Faserknorpelring und einem wasserreichen Gallertkern bestehen, der wie ein Stoßdämpfer wirkt und die Druck und Biegebelastungen der Wirbelsäule abfedert. Neben den Bändern stabilisieren auch kleine Wirbelgelenke die Wirbel.

Gelenke

Gelenke sind die beweglichen Verbindungen zwischen zwei oder mehreren Knochen. Anatomisch unterscheidet man echte und unechte Gelenke. Unter echten Gelenken versteht man Gelenke mit einem flüssigkeitsgefüllten Gelenkspalt. Darin befindet sich die »Gelenkschmiere«. Die Gelenkflächen sind von einer Knorpelschicht überzogen, um das Gelenk liegt eine Gelenkkapsel. Echte Gelenke sind z.B. Kugelgelenke (Schulter, Hüfte), Eigelenke (zwischen dem Atlas, dem 1. Halswirbel, und dem Schädel), Sattelgelenke (Daumengrundgelenk, Handgelenk), Scharniergelenke (Ellbogengelenk) und Zapfengelenke (zwischen Elle und Speiche). Unechte Gelenke sind z.B. die knorpeligen Knochenverbindungen zwischen Brustbein und Rippen oder die bindegewebsartigen Knochenverbindungen zwischen den Schädelknochen. Die Rippen stehen auch mit der Wirbelsäule in gelenkiger Verbindung. Ihr Ansatzpunkt an der Wirbelsäule heißt Rippenköpfchen. Das Brustbein bildet mit den 12 Rippen und 12 Brustwirbeln den Brustkorb. Er schützt die Lunge und das Herz. Die Rippen sind beweglich und ermöglichen so die Atmung durch die Ausdehnung und Zusammenziehung des Brustkorbes und der Lunge. Nach unten ist der Brustkorb durch das bewegliche Zwerchfell abgeschlossen, eine dicke Muskelplatte, die sich im Zuge der Atmung hebt und senkt und die Organe darunter dadurch massiert, was zur Verdauung beiträgt. Über das Schlüsselbein ist das Brustbein indirekt auch mit dem Schultergelenk verbunden.

Die Lunge und Atmung

Die Lunge besteht aus einem baumartigen Röhrensystem (Bronchien) und Alveolen (Lungenbläschen), Bindegewebe und Blutgefäßen. Das schwammartige Gefüge der 400 Millionen Lungenbläschen ergäbe auseinandergefaltet eine Oberfläche von etwa 100 m2. Die Ausdehnung der Lunge und Atmung wird durch die Bewegung des Zwerchfells und des Brustkorbs mit Hilfe der Zwischenrippen und Brustmuskulatur möglich. Aber auch die Bauch-, Rücken und Lendenmuskulatur ist über die Wirbelsäule mit dem Brustkorb verbunden und an der Atmung beteiligt. Die beiden Lungenflügel liegen beweglich im Brustraum und sind in Lungenlappen unterteilt. Der rechte Lungenflügel besteht aus drei, der linke aus zwei Lappen. Das fehlende Segment des linken Lungenflügels schafft Platz für das Herz. Die oberen Lungenspitzen überragen das Schlüsselbein um 3–4cm, unten liegt die Lunge auf dem Zwerchfell auf, das je nach Atem- und Körperstellung sich mehr oder weniger weit nach oben wölbt. Die zu den Rippen gewandte Seite der Lunge ist mit Brustfell überzogen. Zwischen dem Brustfell der Lunge (Lungenfell) und der Brustfellauskleidung der knöchernen Brusthöhle liegt ein Spaltraum, in dem Unterdruck herrscht und der die ungehinderte Ausdehnung der Lunge ermöglicht. Der Brustkorb, der Herz und Lunge schützt, wird aus Brustwirbelsäule, Brustbein, Rippen und Zwischenrippenmuskulatur gebildet. Die Rippen sind flexibel mit Brustbein und Brustwirbeln verbunden. Nach unten, zum Bauchraum, schließt das Zwerchfell die Brusthöhle ab. Der flächige Muskel des Zwerchfells ist zum Brustraum gewölbt und in der Mitte sehnig. Beim Einatmen dehnt sich die Zwischenrippenmuskulatur, die Rippen werden angehoben, das Brustbein schiebt sich nach oben, das Zwerchfell zieht sich zusammen, senkt sich und flacht ab und vergrößert so den Brustraum. Dadurch entsteht ein Unterdruck in der Lunge. Der äußere Luftdruck ist größer als der Druck in der Lunge, Atemluft strömt über die Luftröhre in die Bronchien und die beiden Lungenflügel, die sich dabei ausdehnen. Beim Ausatmen entspannt sich das Zwerchfell wieder und wölbt sich mehr nach oben, die Zwischenrippenmuskulatur erschlafft, das Brustbein senkt sich und die Lunge zieht sich wieder zusammen. Eine Verletzung des Rippenfells kann lebensbedrohliche Folgen haben, weil im Brustkorb dann kein Unterdruck mehr erzeugt werden kann und die Lunge kollabiert. In der Lunge passiert der Gasaustausch für den Körper, Sauerstoff wird zur Energiegewinnung aus der Atemluft aufgenommen, gelangt in den Blutkreislauf und wird von den roten Blutkörperchen in den Organismus transportiert. Dort passiert der Gasaustausch in jeder einzelnen Zelle. Dieser Vorgang wird auch »innere Atmung« genannt. Sauerstoff wird dabei aus dem Blut aufgenommen und hilft, die aus der Nahrung gewonnene Energie in körpereigene Energie umzuwandeln. Kohlehydrate verbrennen mit Hilfe von Sauerstoff beim Stoffwechsel. Gasförmige Abfallprodukte wie Kohlendioxid (CO₂) werden über den venösen Blutstrom wieder zurück zum Herzen sowie in die Lunge transportiert und ausgeatmet. Die Lunge scheidet insgesamt 70% der Abfallprodukte des Körpers aus, die restlichen 30% werden über den Harn, die Exkremente und die Haut abgegeben. Der Mensch macht täglich etwa 15.400 Atemzüge. Im wachen Ruhezustand atmen Erwachsene 12–14-mal pro Minute, im Schlaf etwa 6–8-mal. Das Zwerchfell bewegt sich nach unten, und durch die einströmende Atemluft dehnt sich die Lunge aus. Beim Ausatmen wölbt sich das Zwerchfell wieder nach oben, die Lunge zieht sich zusammen. Je mehr sich die Lunge ausdehnen kann, desto mehr Sauerstoff wird bei der Atmung aufgenommen.

Babys atmen doppelt so häufig. Bei extremer körperlicher Aktivität oder unter Stress kann die Zahl der Atemzüge auf über 50 pro Minute steigen. Bewusstes Atemtraining oder Meditation kann die Ruhefrequenz im Wachzustand auf 4–8 Atemzüge pro Minute senken. Langsame tiefe Atmung verbessert den Gasaustausch, der Zeit benötigt. Bei schneller und flacher Atmung wird das System ineffektiv. Die Gesamtkapazität der Lunge liegt bei etwa 5000ml Luft. Bei einem durchschnittlichen Atemzug werden jedoch nur rund 500–800ml Luft ausgetauscht (10ml pro Kilo Körpergewicht). Selbst bei kraftvollem Ausatmen bleibt jedoch immer ein Restluftbestand von etwa 1000ml Luft in der Lunge und verhindert die völlige Entleerung. Durch unbewusste, sehr flache oder hohe Atmung (mehr im oberen Brustkorb als Bauchatmung) wird nur ein Bruchteil des möglichen Atemvolumens genützt. Die maximale Vitalkapazität erreicht der Mensch im Alter von 20 Jahren, sie liegt bei 3–5 Litern Luft und sinkt im Alter. Leistungssportler erreichen Werte von bis zu 8 Litern. Beim Einatmen werden etwa 20% Sauerstoff und 0,03% CO₂ aufgenommen, der Rest der Luft besteht aus Stickstoff. Beim Ausatmen werden rund 16% Sauerstoff, 4% CO₂ und Wasserdampf ausgeschieden. Körperliche Belastung kann zu einem Abfall des Sauerstoffgehaltes und einem Anstieg von CO₂ und anderen Säuren im Körper führen und damit auch zu einer Erhöhung des Säuregehalts des Blutes. Um wieder ein Gleichgewicht des Säure-Basen-Haushaltes herstellen zu können, muss mehr CO₂ abgeatmet werden. Damit wird auch mehr Sauerstoff aufgenommen. Zu diesem Zweck erhöht der Organismus automatisch die Atemtiefe und die Atemfrequenz durch das Atemzentrum im Gehirn. Bei einem gesunden Organismus ist das Blut leicht basisch, sein pH-Wert liegt bei 7,4. Das Atemzentrum sitzt am Hinterkopf, wo Wirbelsäule und Schädelbasis aufeinander treffen. Nervenimpulse fließen von hier über das Rückenmark und das vegetative (unwillkürliche) Nervensystem an das Zwerchfell und die Zwischenrippenmuskeln. Sie geben die Signale zum Atmen. Die Atmung ist für das Überleben unverzichtbar und deshalb nicht dem Willen unterworfen. Jeder Reiz, jede Sinneswahrnehmung hat Auswirkungen auf den Atem. So können Schmerzen, Angst, Stress, Anspannung aber auch »Atemberaubenden « Einfluss auf die Frequenz und Tiefe der Atmung haben und den Atem stocken lassen. Beim bewussten Atemanhalten wird das Atemzentrum willentlich umgangen. In diesem Fall dominiert die Großhirnrinde die Nervenimpulse, die den Atemreflex jedoch nicht völlig außer Kraft setzen können.

Das Herz-Kreislauf-System

Das Herz, das Blut und die Blutgefäße bilden gemeinsam das Herz-Kreislauf-System, den Blutkreislauf des menschlichen Körpers. Seine Aufgabe besteht darin, jede einzelne Zelle mit Sauerstoff aus der Atemluft und Nährstoffen aus der Nahrung zu versorgen. Außerdem werden im Blutkreislauf Hormone, Stoffwechselprodukte und Abfallstoffe wie Kohlendioxid transportiert. Zentrum des Blutkreislaufes ist das Herz. Es ist etwa faustgroß und liegt in einem Herzbeutel aus Bindegewebe (Perikard) leicht nach links versetzt hinter dem Brustbein. Zwischen Brustbein und Herz liegt in der Kindheit die Thymusdrüse, die für das Immunsystem wichtig ist. Das Herz liegt auf dem Zwerchfell auf. Es besteht aus zwei Hälften mit je einem Vorhof und einer Herzkammer, die als Einheit arbeiten und durch die Herzscheidewand getrennt sind. Während die rechte Herzhälfte Blut durch den Lungenkreislauf pumpt und es mit Sauerstoff anreichert sowie das CO2 abgibt, versorgt die linke Herzhälfte über das Blut den Körperkreislauf und damit alle Organe, das Verdauungssystem, das Gehirn, die Muskulatur und das restliche Gewebe mit den nötigen Nährstoffen und dem Sauerstoff aus der Atemluft. Da der Gefäßwiderstand des Körperkreislaufs rund fünfmal größer ist als der des Lungenkreislaufs, muss die linke Herzkammer eine weit größere Pumpleistung vollbringen und weist  daher auch eine stärkere Wanddicke als die rechte Herzkammer auf. Der Lungenkreislauf wird auch kleiner Kreislauf oder Niederdrucksystem genannt, der Körperkreislauf auch großer Kreislauf und Hochdrucksystem. Das Blut kann in den Herzkammern und Vorhöfen nur jeweils in eine Richtung fließen, da sich dazwischen jeweils Herzklappen befinden, die wie Ventile funktionieren. In den rechten Vorhof münden die obere und untere Hohlvene, die sauerstoffarmes Blut aus dem großen Kreislauf dem Herzen zuführen. Die Lungenarterien verlassen die rechte Herzkammer in Richtung Lunge und führen das sauerstoffarme Blut dem Lungenkreislauf zu, wo es Kohlendioxid abgibt und wieder Sauerstoff aufnimmt. Aus dem Lungenkreislauf fließt das sauerstoffreiche Blut in den linken Vorhof und verlässt die linke Herzkammer über die Aorta in Richtung Körperkreislauf. Blut, das von den Organen des Verdauungstraktes kommt, wird in der so genannten Pfortader gesammelt und gelangt von dort in die Leber, wo die aufgenommenen Nährstoffe verwertet werden. Das Herz pumpt in Ruhe innerhalb etwa einer Minute das gesamte Blut des Körpers durch das Herz-Kreislauf-System, das entspricht etwa 5 Litern Blut pro Minute. Bei körperlicher Belastung, wodurch sich der Sauerstoffbedarf entsprechend erhöht, kann sich die Pumpleistung bis auf das Fünffache steigern. Die Herzschlagfrequenz beträgt bei einem Neugeborenen in Ruhe etwa 120 Schläge pro Minute, bei einem 70-jährigen Menschen rund 60 Schläge pro Minute. In Ruhe liegt sie bei gesunden erwachsenen Menschen zwischen 50 und 100 Schlägen pro Minute. Bei Leistungssportlern pumpt das durch ihr Training gestärkte Herz bei gleicher Herzfrequenz mehr Blut durch den Körper (oder bei niedrigerer Herzfrequenz dieselbe Menge Blut). Dadurch wird die Leistungsfähigkeit des Herzens gesteigert. Hochtrainierte Ausdauersportler weisen eine Herzschlagfrequenz in Ruhe von 35–45 Schlägen pro Minute auf. Jeder Mensch weist eine genetisch bedingte maximale Herzschlagfrequenz auf. Die Formel »220 minus Lebensalter« entspricht einem statistischen Mittelwert. Nach einer Studie der Universität Liverpool verliert das Herz bei gesunden Männern im Alter zwischen 18 und 70 Jahren ein Viertel seiner Pumpleistung, wenn es nicht durch körperliche Aktivität trainiert wird. Bei Frauen ist diese Veränderung allerdings nur geringfügig, die Ursachen dafür sind nicht geklärt. Die Gesamtzahl der Herzschläge innerhalb eines Menschenlebens liegt bei etwa 4 Milliarden Schlägen. Innerhalb von 70 Jahren pumpt das Blut rund 180 Millionen Liter Blut durch den Blutkreislauf des Körpers. Die Blutgefäße oder Adern, die Transportgefäße des Blutes, weisen eine röhrenförmige Struktur auf, wobei sich Arterien und Venen im Aufbau unterscheiden. Die Gefäßwände der Arterien sind dicker, muskelreicher und haben eine deutlicher ausgeprägte Schichtung als die Venen. Arterien transportieren, mit Ausnahme der Arterien im Lungenkreislauf, sauerstoffreiches Blut. An den Arterien, auch Schlag- oder Pulsadern genannt, wird der Puls gemessen. Er gibt unter anderem Aufschluss über die Effektivität der Herzleistung und ihre Regelmäßigkeit. Am einfachsten ist das Pulsmessen am Handgelenk oder an der Halsschlagader möglich. Die Arterien bestehen aus glatter Muskulatur und sind wesentlich an der Aufrechterhaltung des Blutdrucks beteiligt. Die herznahen Arterien sind sehr elastisch und wirken dadurch ausgleichend. Sie schützen durch ihre so genannte »Windkesselfunktion « die Organe und das Gewebe vor Blutdruckspitzen oder -tälern. Bei Arteriosklerose ist diese Schwingungseigenschaft stark beeinträchtigt oder nicht mehr vorhanden, was zu dauerndem Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfällen etc. führen kann. Die Aorta ist die Hauptschlagader und wichtigste Arterie. Sie entspringt direkt aus der linken Seite des Herzens und leitet das Blut in die Gefäße des großen Körperblutkreislaufs. Die Aorta hat einen Durchmesser von 2,5–3,5cm und verläuft bis in den Beckenbereich. Am Beginn der Aorta entspringen die Herzkranzgefäße (Koronararterien), die den Herzmuskel mit Blut versorgen.

Die Arteria carotis oder Carotis ist die Halsschlagader. Sie verläuft vom Brusteingang entlang der Speise- und Luftröhre zum Kopf. In der Carotis liegen Druckrezeptoren, die den Blutdruck in den Arterien überwachen und Informationen an das Herz-Kreislauf-Zentrum im Gehirn übermitteln. Außerdem überwachen Chemorezeptoren den Gehalt von Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut. Je weiter sich die Blutgefäße vom Herzen entfernen, desto verzweigter werden sie und umso kleiner ist ihr Durchmesser. Arterien werden so zu Arteriolen und schließlich zu Kapillaren, die das Gewebe versorgen. In ihnen findet der Austausch von Sauerstoff, Nährstoffen und Stoffwechselprodukten zwischen Blut und Zellen statt. Die Kapillaren führen auf ihrem Weg zurück zum Herzen wieder zusammen und werden zu Venolen, die sich zu Venen vereinigen. Kurz vor dem Herzen nehmen sie Lymphwasser auf und münden dann in den rechten Vorhof des Herzens. Die Venen transportieren im Körperkreislauf das sauerstoffarme Blut, es ist dunkler als sauerstoffreiches. Venen sind im Unterschied zu den Arterien mit Venenklappen ausgestattet, um einen Rückfluss zu verhindern. Bei den Arterien reicht der Pumpdruck des Herzens für diesen Zweck. Venenklappen sind Faltenbildungen im Inneren des Blutgefäßes, die wie kleine halbmondförmige Segel geformt sind. Sie sind vor allem in jenen Venen zahlreich vorhanden, in denen das Blut entgegen der Schwerkraft transportiert werden muss. Beim Zurückfließen des Blutes verschließen die Klappen die Vene und wirken wie ein Rückschlagventil, das gewährleistet, dass das Blut immer nur in Richtung Herzen fließen kann. Zu den Erkrankungen der Venen zählen Ödeme, Schwellungen durch Wasseransammlung meist in den Beinen, Krampfadern, erweiterte Venen und Thrombosen, Verstopfungen der Venen durch Blutgerinnsel. Gefährlich werden Thrombosen vor allem, wenn sie sich ablösen und in die Lunge geschwemmt werden, wo sie die Lungenarterie verschließen, was auch zu lokalem Gewebsuntergang (Lungeninfarkt) führen kann.

Das Lymphsystem

Das Lymphsystem ist die »Kläranlage« des Körpers und ein wichtiger Teil des Abwehrsystems gegen Krankheitserreger. Es gliedert sich in das Lymphgefäßsystem und die lymphatischen Organe. Neben dem Blutkreislauf ist das Lymphsystem das wichtigste Transportsystem im menschlichen Körper, das auf den Abtransport von Abfallstoffen spezialisiert ist. Es entsorgt neben Krankheitserregern wie Bakterien auch Fremdkörper wie Staub, Zelltrümmer, Eiweiße, Stoffwechselprodukte und bis zu zwei Liter Wasser täglich. Darüber hinaus transportiert es Nahrungsfette aus dem Darm und Abwehrzellen. Die Lymphgefäße bilden zusammen das Lymphgefäßsystem, in das hunderte Lymphknoten als Filter eingebaut sind, welche die Lymphe reinigen. Die Lymphe ist die in den Lymphgefäßen enthaltene wässrige hellgelbe Flüssigkeit. Sie entsteht aus der Gewebsflüssigkeit und ist ein Bestandteil des Blutplasmas. Die Lymphknoten sind gruppenweise für jedes Organ und jede Körperregion angeordnet, unter anderem am Hals, unter den Achseln, in den Kniekehlen und in der Leistengegend. Sie bilden und verbreiten auch die Lymphozyten, die kleinsten weißen Blutkörperchen und Abwehrzellen des menschlichen Körpers. Das Lymphgefäßsystem spielt eine wichtige Rolle für den Flüssigkeitsabtransport aus den verschiedenen Körperteilen. Teile des Blutes treten über die Kapillaren im Gewebe als Gewebswasser aus. Hier bildet sich die Lymphe aus der Gewebsflüssigkeit. So werden die Zellzwischenräume von überschüssiger Flüssigkeit befreit. Ebenso wie die Venen besitzen auch die Lymphgefäße Klappen, um den Rückfluss der Lymphe zu verhindern. Die Lymphgefäße münden in die obere Hohlvene, wo sich Lymphe und Blut wieder vereinigen. Die Abfallstoffe werden über den Dickdarm ausgeschieden. Die lymphatischen Organe dienen der Vermehrung und Differenzierung der Lymphozyten. Zu ihnen gehören unter anderem die Thymusdrüse, die Lymphknoten, die Mandeln, die Milz und das Knochenmark.

Das Nervensystem

Das menschliche Nervensystem besteht aus zwei Bereichen  dem Zentralnervensystem und dem peripheren Nervensystem. Zum Zentralnervensystem zählen das Gehirn und das Rückenmark, zum peripheren Nervensystem das vegetative Nervensystem, Sympathikus, Parasympathikus, Rezeptoren und Effektoren. Das Zentralnervensystem koordiniert die gesamte Motorik des Körpers, reguliert alle Vorgänge zwischen den Organsystemen einschließlich des hormonellen Zusammenspiels. Über das Gehirn und das Atemzentrum im verlängerten Rückenmark wird auch die Atmung gesteuert. Chemorezeptoren reagieren auf den Kohlendioxid-Gehalt des Blutes. Übersteigt er den Schwellenwert, setzt der Atem reiz ein. Darüber hinaus reagieren auch Rezeptoren im Blut auf den pH-Wert und Sauerstoffgehalt des Blutes. Das Zentralnervensystem ist außerdem zuständig für die Integration aller Reize, die ihm von innerhalb oder außerhalb des Organismus zugespielt werden, z.B. über die Sinnesorgane oder durch selbst erzeugte innere Bilder (Träume, Wachträume, Imaginationen). Über die innere Bilderebene können auch bewusst Reaktionen im Körper ausgelöst werden, die sich der willentlichen Kontrolle durch das Zentralnervensystem entziehen. Imaginationen haben z.B. Einfluss auf das vegetative (autonome) Nervensystem, das den Blutdruck, Herzschlag, die Schweiß- und Tränenproduktion und den unwillkürlichen Muskeltonus regelt. Für das Gehirn ist Vorstellung ebenso real wie Erlebtes oder Gesehenes und erzeugt auch dieselben Gefühlsreaktionen. Das periphere Nervensystem umfasst z.B. die Hirnnerven, die Spinalnerven und die Nerven in den inneren Organen. Zum peripheren Nervensystem zählt auch das autonome oder vegetative Nervensystem, das alle lebenswichtigen Körperfunktionen steuert. Dazu gehören der Herzschlag, die Atmung, der Blutdruck, die Verdauung und der Stoffwechsel. Aber auch die Sexualorgane, das Blutgefäßsystem und der innere Augenmuskel werden durch das vegetative Nervensystem beeinflusst. Das vegetative Nervensystem wird unterteilt in sympathisches Nervensystem, parasympathisches Nervensystem und energisches Nervensystem (das Nervensystem des Magen-Darm-Trakts). Der Sympathikus vermittelt eine eher leistungsfördernde Wirkung, der Parasympathikus eher erholungsfördernde Effekte. Die meisten Organe werden durch Sympathikus und Parasympathikus gesteuert, die zusammenwirken. Der Sympathikus nimmt vor allem Einfluss auf die glatte Muskulatur (v. a. der Blutgefäße) und die Drüsen. Er bereitet den Körper auf außergewöhnliche Anstrengungen (z.B. Angriff oder Flucht) vor, steigert zu diesem Zweck die Herztätigkeit, den Blutdruck, die Durchblutung und den Tonus der Skelettmuskulatur sowie den Zuckerspiegel im Blut und den Stoffwechsel. Gleichzeitig werden alle für diesen Fall nicht unbedingt erforderlichen Körpervorgänge zurückgefahren, wie etwa die Darmtätigkeit. Darüber hinaus beeinflusst der Sympathikus die Lungenfunktion (Erweiterung der Bronchien), die Blasenfunktion (Kontinenz), die Geschlechtsorgane (Ejakulation beim Mann, Orgasmus bei der Frau), die inneren Augenmuskeln (Pupillenerweiterung) und die Sekretion der Drüsen. Der Parasympathikus hingegen dämpft den Herzschlag und fördert die Verdauung. Er sorgt für Erholung, einen Ruhezustand und Schonung. Der Parasympathikus ist vor allem durch den Nervus vagus, den zehnten Hirnnerv, repräsentiert, der die Tätigkeit fast aller inneren Organe mit reguliert, unter anderem die Ausdehnung der Lunge.

Auswirkungen auf Muskeln, Sehnen, Bänder und Knochen

Durch die 12 Übungen des Yi-jin-jing-Qi Gongs werden die Muskeln, Sehnen und Bänder sanft gedehnt und belastet, was bei laufendem Training zu einem sich langsam steigernden Effekt führt. Verhärtete und verspannte Muskeln, wie etwa im Nacken und an den Schulterblättern, werden wieder weicher und geschmeidiger, schlaffe und zu weiche Muskeln erhalten wieder Spannung und können so ihrer Stützfunktion z.B. im Lendenbereich wieder besser nachkommen. Durch die Sportmedizin ist bekannt, dass nicht nur ein schwaches Herz, sondern auch untrainierte, schwache Muskeln mitverantwortlich sind für eingeschränkte Beweglichkeit und schnelles Altern. Falsches Fitness- und Krafttraining im Studio kann jedoch die Sehnen, Bänder und Gelenke überstrapazieren und die Muskulatur übersäuern. Dadurch steigt die Verletzungsgefahr. Langsame sanfte Bewegungen mit wenig Kraftaufwand hingegen eignen sich optimal zum Training der Muskeln, Sehnen und Bänder. Das zeigt auch ein neuer Trend aus Amerika, der sich »Slow Motion Fitness« nennt. Bei langsamen Bewegungen ziehen sich mehr Muskelfasern zusammen, als bei raschen und vor allem abrupten Bewegungen. Das führt zu strafferem Gewebe und nach einiger Zeit wird der Energiespeicher der Muskeln größer (mehr Glykogen und Kreatin Phosphat, die Energielieferanten des Muskels, können gespeichert werden), die Kapillarisierung der Muskeln verbessert sich (es bilden sich mehr feine Kapillarverzweigungen der Arterien, was für den Stoffwechsel und Energieaustausch zwischen Blut und Muskelzellen positiv ist), der Muskeltonus steigt, die Sehnen, Bänder und Gelenke stabilisieren sich, was sich auf den gesamten Stützapparat, einschließlich Wirbelsäule, günstig auswirkt und Abnützungserscheinungen vorbeugt. Durch die abwechselnde Druckerhöhung und -verringerung während des Shaolin-Qi Gong werden auch die Gelenke natürlicher belastet, was Ablagerungen entgegenwirkt, für eine bessere, reibungslosere Beweglichkeit sorgt und helfen kann, Knieproblemen, Arthritis und Rheuma vorzubeugen.

Durch stetiges Training sinkt auch die Verletzungsgefahr von Muskeln, Bändern, Sehnen und Knochen beim Sport, bei der Arbeit oder im Alltag. Der Körper ist fit, ausdauernd und elastisch, er regeneriert sich schneller nach Anstrengungen. Harmonisch fließende langsame Bewegungen, fast wie in Zeitlupe, bringen mehr Energie, Vitalität und auch Lebensfreude, zeigen die Ergebnisse der Trainierenden.

Jeder Muskel braucht täglich Reize, damit er fit bleibt (gesunder Stress = Eustress). Ansonsten verkümmert er, setzt Bindegewebe an und die Mobilität schränkt sich ein. Bei größerem Körperfettanteil und Mangel an Bewegung wird das Gewebe schlaffer, die Knochen werden brüchiger, das Immunsystem wird schlapper und das Risiko, an Wohlstandserkrankungen wie etwa Diabetes Mellitus, Typ II, zu erkranken, steigt. Sprich: Der Mensch altert schneller, wenn er sich nicht bewegt und dadurch nicht fit bleibt. Langsame ausdauernde Bewegung zapft die Fettspeicher ab der ersten Sekunde der Bewegung an und reduziert die Blutfettwerte. Darüber hinaus kräftigen sich Muskulatur und Knochen, was die Verletzungsgefahr, u.a. bei Osteoporose, verringert. Die Sehnen werden elastischer und stärker, was sich schließlich auch in der Geschmeidigkeit der Bewegungen beim Shaolin- Qi Gong ausdrückt. Sie bremsen und stabilisieren im täglichen Leben bei drohender Überdehnung und wirken mit den behutsam und nachhaltig gedehnten Muskeln optimal zusammen. Durch die ausgleichende transformierende Wirkung des Shaolin-Qi Gong auf Muskel, Sehnen und Bänder profitieren auch verhärtete Muskeln, zum Beispiel im Nackenbereich, die durch das Training weicher werden. Nackenverspannungen können den Blutzufluss durch die Hauptschlagadern zum Gehirn einschränken, wodurch weniger Sauerstoff aus der Atemluft mit dem Blutstrom in die Schalt- und Denkzentrale Gehirn gelangt. Darunter leiden auch Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Auswirkungen auf die Atmung und Sauerstoffversorgung durch mangelnde Bewegung können die knorpeligen Verbindungen der Rippen mit dem Brustbein und die Ansatzstellen der Rippen an den Wirbeln verhärten und verknöchern, was die Beweglichkeit des Brustkorbs verringert. Durch ein Übermaß an sitzenden Tätigkeiten fehlen außerdem die Reize für die Bauch- und Rückenmuskeln, die auch die Wirbelsäule stützen. Schlechte Haltung ist die Folge, was den Atem raum einschränkt und die Atmung sowie die Sauerstoff-Aufnahme des Körpers vor allem bei Belastung erschwert. Laut einer Veröffentlichung der AUVA (Allgemeine Unfall-Versicherungsanstalt) aus dem März 2005 sind 70% der Krankenstandstage in Österreich auf Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates und Atemerkrankungen zurückzuführen.

Eine einschränkende Wirkung auf die Atmung hat eine übermäßige Fettansammlung im Bauchbereich meist gemeinsam mit schlaffer Muskulatur. Dadurch entsteht wenig Raum für Bauchatmung und die Bewegung des Zwerchfells. Der Platz für die Lunge ist eingeschränkt und schnellere Atmung (doppelt so viele Atemzüge wie bei natürlicher Bauchatmung) als Ausgleich notwendig, um genug Sauerstoff aufzunehmen. Die Atmung rutscht nach oben in Richtung Schlüsselbeine, ein Mehraufwand an Muskelkraft und Energie wird notwendig für die Atmung, was das Sauerstoffangebot für den Körper ebenfalls wieder verringert. Weniger Sauerstoff bedeutet weniger »Nahrung « für die Zellen, die mit Hilfe von Sauerstoff die Energie aus der Nahrung in körpereigene Energie umwandeln. Eine eingeschränkte Atmung und alles, was damit verbunden ist, kann zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff führen, zu einer Verlangsamung des venösen Blutstroms, der die Stoffwechselendprodukte aus den Zellen abtransportiert, zu einer Behinderung des Lymphsystems bei der Abwehr von Krankheitserregern, einer Verminderung der Produktion von Verdauungssäften und der Peristaltik und dadurch zur Ansammlung von Giftstoffen im Verdauungstrakt und einer größeren Anfälligkeit für akute und chronische Krankheiten. Auch Depressionen, Sexual- und Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung, Burnout, vorzeitiges Altern etc. sind mögliche Folgen. Ablagerungen in den Blutgefäßen führen darüber hinaus zu Arteriosklerose (Arterienverkalkung), die einhergeht mit Elastizitätsverlust, Verhärtung und Verdickung der Blutgefäße. An ihren Folgen (u.a. Angina pectoris, Herzinfarkt, Schlaganfall) sterben die meisten Menschen in den westlichen Industrienationen. Durch mehr Bewegung und Stressabbau ließe sich der Entstehung von Arteriosklerose entgegenwirken. Dauerstress, Angst und andere innere Anspannungen können auch eine Verspannung der Muskeln, Sehnen und Bänder im Bauch- und Rückenbereich verursachen. Das betrifft auch das Zwerchfell als wichtigsten Atemmuskel, der an den Innenseiten der unteren Rippen und an der Lendenwirbelsäule nahe der Lendenmuskulatur befestigt ist. Die Gesundheit und Beweglichkeit der Wirbelsäule, des Beckens und der dazu gehörenden Muskulatur ist für die optimale Funktion des Zwerchfells von Bedeutung. Durch Shaolin-Qi Gong und die Transformation der Muskeln, Sehnen und Bänder werden die Bauch- und Rückenmuskeln wieder gekräftigt, was sich positiv auf die Haltung und die Atmung auswirkt. Verspannte Muskeln lockern sich und werden wieder weicher. Auch die Verbindungsstellen der mit Brustbein und Wirbelsäule gewinnen an Elastizität. Dadurch kann sich der Brustkorb im Zuge der Atmung weiter ausdehnen, die Atmung wird tiefer und es kann weit mehr Lungenvolumen ausgeschöpft werden. Jeder zusätzliche Millimeter, den sich das Zwerchfell bei tieferer Atmung bewegt, bringt Luftzuwachs. Untersuchungen in China haben gezeigt, dass Tiefenatmung bei Anfängern im Laufe von 6–12 Monaten bewirkt, dass sich das Zwerchfell um durchschnittlich 4mm mehr absenkt. Von einer vermehrten Beweglichkeit des Zwerchfells profitieren auch die inneren Organe, die im Zuge der Auf- und Ab Bewegung während des Atmens sanft massiert werden, was u.a. die Verdauung anregt. Bei natürlicher Tiefenatmung, an der sowohl Zwerchfellatmung, als auch Brustatmung beteiligt sind, wölbt sich der Bauch beim Einatmen nach außen, durch die Absenkung des Zwerchfells entsteht mehr Raum für die Lunge. Bei falscher, rascher oder zu hoher Atmung wird beim Einatmen meist der Bauch eingezogen und nur der Brustkorb gedehnt, gleichzeitig werden die Schultern hochgezogen. Auf diese Art und Weise wird die Lunge nur unvollständig belüftet. Die Basis der Lunge, die eine weit größere Kapazität für vermehrte Atemluftaufnahme hätte, erreicht der Atemstrom so kaum. Zu einer entspannten und tiefen Atmung führt auch die Lösung von emotionaler Anspannung, zu der Shaolin-Qi Gong ebenfalls beiträgt (siehe Auswirkungen auf die Psyche). Die bessere Ausnützung des gesamten Lungenvolumens durch eine entspannte, ruhige und natürliche Atmung bringt mit weniger Aufwand mehr Sauerstoff in den Körper und bis in die kleinste Zelle. Davon profitieren vor allem das Gehirn als »Schaltzentrale« des Körpers, das Herz als sein »Motor«, sowie die Entgiftungsorgane Leber und Nieren. Mehr Sauerstoff im Gehirn bedeutet mehr Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit, mehr Kreativität und Wachheit um den Anforderungen des täglichen Lebens besser gewachsen zu sein. Dadurch bleiben mehr freie Kapazitäten für die Entfaltung des persönlichen Potenzials, für Veränderung und Weiterentwicklung. Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf- und Lymphsystem. Durch die langsamen und entstressenden Bewegungsabläufe des Shaolin-Qi Gong entsteht im Körper ein meditativer Bewusstseinszustand, der sich auch auf das Herz-Kreislauf-System positiv auswirkt. Die Blutzirkulation wird verbessert, die Herzfrequenz verlangsamt und der Sauerstoffverbrauch vermindert.

Die Möglichkeit, beim Shaolin-Qi Gong durch längere Übungssequenzen langsam die Anstrengung zu erhöhen und die Ausdauer zu trainieren, zeigt ebenfalls Wirkung auf Herz und Kreislauf. Ausdauertraining vergrößert die so genannte aerobe Ausdauer des Organismus, seine Fähigkeit, die notwendige Energie für eine Belastungssituation ausschließlich durch die Oxidation mit Sauerstoff bereitzustellen. Aerobes Ausdauertraining führt auch zu einer Vergrößerung des Herzens. Dadurch wird pro Herzschlag eine größere Menge an Blut und damit auch mehr Sauerstoff durch den Körper gepumpt. Diese Tatsache erklärt, warum Ausdauertraining den Ruhepuls senkt. Für die gleiche Leistung, die gleiche Menge an Sauerstoff für den Körper, sind weniger Herzschläge notwendig. Shaolin-Qi Gong wirkt über eine Optimierung des Zusammenspiels von Muskeln, Sehnen und Bändern auch auf die Blutgefäße, die durch das regelmäßige Training elastischer werden. Das vermindert die Pumpanstrengung des Herzens und unterstützt die Blutzirkulation. Verspannte Muskeln blockieren häufig den Blut- und Lymphfluss, da sie Druck auf das Gefäßsystem ausüben und es einengen. Durch die Entspannung des Muskelgewebes werden der Durchfluss und damit die Durchblutung sowie der Sauerstofftransport durch das Blut ebenso ungehinderter möglich, wie der Transport von Abfallstoffen und Abwehrzellen durch das Lymphgefäßsystem. Im Gegensatz zum Blutkreislauf, der durch die Pumpbewegungen des Herzens gewährleistet ist, wird der Lymphfluss nur durch die Bewegung der Muskeln aktiviert. Entspannte Muskelbewegungen sind also wesentlich für das »Abpumpen« des menschlichen Abwassers aus dem Gewebe und die Entgiftung des Körpers. Auswirkungen auf die Psyche und das Nervensystem Shaolin-Qi Gong ist eine bewegte Form der Meditation. Durch die langsamen fließenden Bewegungen, die Verbindung mit der bewussten Atmung und Visualisierungen wirkt es auch unmittelbar auf die Psyche und das vegetative Nervensystem. Die meditativen Bewegungsabläufe dienen dem Stressabbau und erzeugen im Körper einen ruhigen, ausgeglichenen Zustand. Der Abbau der Stresshormone führt zu einer Senkung der Aggressionsbereitschaft und mehr Gelassenheit und Friedfertigkeit im Alltag. Über die sanfte Form der Bewegung ist auch eine stimmungsaufhellende und antidepressive Wirkung zu beobachten.

Die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit wächst und es steht mehr Energie für Veränderung, Wachstum und persönliche Entwicklung zur Verfügung. Meditative Bewusstseinszustände wurden von der Gehirnforschung mehrfach untersucht. Dabei stellte man ähnliche Phänomene wie bei der Schlaf und Traumforschung fest. Die Gehirnwellen verändern sich von den schnellen Beta-Wellen des Wachzustandes (13–40 Hertz) in die langsameren Alpha-Wellen (8–13 Hertz). Bei zunehmender Entspannung wird die Amplitude größer und rhythmischer, die Gehirnwellen verschiedener Hirnregionen (vorne, hinten, links und rechts) harmonisieren und synchronisieren sich. Das ist vor allem bei einem entspannten Wachzustand zu beobachten, der einher geht mit gelassenem Denken und einer guten Integration von Körper und Geist. Bei tieferen Meditationen, schamanischen Reisen oder im Schlaf entstehen die noch langsameren Theta-Wellen (3–7 Hertz). Charakteristisch für diesen Bewusstseinszustand sind ein sehr plastisches Erinnerungsvermögen, Phantasie und Inspiration. Im Schlaf nennt man diesen Bewusstseinszustand das Traumbewusstsein. Es tritt in der REM-Phase (REM = Rapid Eye Movement) auf. Im Unterschied zum Schlaf oder Halbschlaf geht bei der Meditation der Entspannungszustand jedoch Hand in Hand mit voller Bewusstheit. Das führt zu einer erweiterten Wahrnehmungsfähigkeit und einem sehr klaren Geisteszustand. Eine Vertiefung dieses Meditations- und Bewusstseinszustandes ist bei Trancen, unter Hypnose und im Tiefschlaf zu beobachten und führt im Gehirn bis in den Frequenzbereich der Delta-Wellen (0–3 Hertz). Hautwiderstandsmessungen haben gezeigt, dass sich während Meditationen die galvanische Hautreaktion (der Hautwiderstand) verändert und bei regelmäßig meditierenden Menschen auch langfristig anhaltende Wirkung zeigt. Gemessen wird der Hautwiderstand mit Hilfe von Elektroden an der Hautoberfläche. Bei Angst- und Stresszuständen ist der Hautwiderstand gering, während Meditationen steigt er um bis zu 160%. Regelmäßig Meditierende weisen allgemein einen höheren Hautwiderstand auf als nicht Meditierende und zeigen einen besseren Umgang mit Stress und Gefahrensituationen. Rein physisch wirken die Übungen des Shaolin-Qi Gong unterstützend auf den Fluss der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit. Dadurch können die Signale des Nervensystems an den Körper und retour effizienter transportiert werden, die Leitfähigkeit der Nervenbahnen und die Sinnesfunktionen können so unterstützt werden.

Quelle: "Mehr Energie durch Shaolin-Qi Gong" von Egger, Zwick, Shi Yong Chuan, Knoll



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